US Schulbus Projekt Ende oder jetzt erst recht?).
Ich war wieder beim TüV zur Projektvorbesprechung. Dieses Mal war alles etwas einfacher, da der Skoolie jetzt schon eine deutsche Zulassung als LKW hat. Beim letzten Gespräch sah das alles schon ganz anders aus (siehe auch hier:Die Planung zum Umbau laufen und wenn der Umbau fertig ist, dann soll der Skoolie als Wohnmobil zugelassen werden. In meinem heutigen Betrag erfährst Du, auf was Du alles achten musst. Der Beitrag enthält auch eine Zusammenfassung meines Gesprächs mit dem TüV – Nord.
Wann ist ein Wohnmobil ein Wohnmobil?
Generell gibt es eine fest verbaute Mindestvorraussetzung, damit ein Wohnmobil auch als Wohnmobil umgemeldet werden kann. Im Wesentlichen sind das 5 Punkte:
- ausreichend große und ebene Schlafgelegenheit
- Bauartgeprüfte Kochgelegenheit
- Sitzgelegenheit mit Tisch
- Schrank oder Stauraum
- Wohnlicher Charakter
Das hört sich ja eigentlich ziemlich einfach an, AAABER der Teufel steckt oft im Detail. Was bedeutet bauartgeprüfte Kochgelegenheit, welche Schrauben dürfen benutzt werden, wie muss der Einbau mit der Bodenkarosserie verschraubt werden, und, und und….
Deshalb bin ich VOR der ganzen Planung zum TüV gefahren und habe mich entsprechend beraten lassen, damit ich nicht schon in der Planung Fehler mache, die nachher teuer korrigiert werden müssten. Meine Grundlage ist noch immer die grobe Planung des Grundrisses, (siehe auch hier: Planung Grundriss für unseren Skoolie), wie wir sie damals erstellt haben.
Wie müssen die Fluchtwege im Wohnmobil angelegt sein?
Falls es zu einem Unfall kommt, muss man das Wohnmobil über zwei unabhängige Fluchtwege verlassen können. Die Fluchtwege müssen natürlich auf unterschiedlichen Seiten liegen. Gibt es z.B. nur auf einer Seite sowohl Eingangstür als auch Fluchtweg, dann wäre es fatal, wenn der Bus auf diese Seite fallen würde. Dann käme niemand mehr aus dem Fahrzeug raus. Das ist logisch. Als Fluchtwege können auch Fenster gelten, wenn die Mindestbreite 50 cm beträgt und die Mindesthöhe 100cm. Ich möchte jedoch vor die hintere Ausgangstür das Bett verbauen, somit ist diese Tür keine Option als Fluchtweg für uns. Bei unserem Schulbus gibt es neben der Eingangstür jedoch noch 2 Dachluken (die auch als Fluchtwege gekennzeichnet sind), die vom TüV akzeptiert werden würden.
Warum ist die Frage nach Fenster für unseren Skoolie unwichtig?
Wenn im Wohnbereich Personen mitfahren dürfen, dann sind ausreichend angebrachte Fenster ganz wichtig. Im Skoolie ist das alles kein Problem, da er rundherum insgesamt rund 20 Fenster (inkl. Windschutzscheibe) hat. Unsere Skoolie Planung sieht vor, dass wir nur nur ca. 4 Fenster komplett zubauen, alles andere bleib offen.
Wie müssen die Möbel befestigt werden?
Die Möbel müssen so verbaut werden, dass im Falle eines Unfalls die komplette Wohnmobileinrichtung nicht zu einem gefährlichen Geschoss wird. Das bedeutet, dass die Möbel im vorderen Bereich mit mehreren Karosserieschrauben und abgerundeten Unterlegscheiben durch den Boden verschraubt werden müssen. Falls es hier eine Verschraubung in der Decke oder an der Seitenwand geben sollte, müssen diese ebenfalls an entsprechenden Karosserierahmen verschraubt werden. Im Skoolie kann dies an den umlaufenden Rahmen erfolgen, hier könnte man dann Gewinde einschneiden und die Möbel befestigen. Bei allen weiteren Möbeln ist es ausreichend, wenn auf jeder Seite jeweils in der Mitte und einmal am Ende der Möbelzeile eine weitere Verschraubung durch den Boden gesetzt wird, um zu verhindern, dass sich die gesamte Möbelzeile (im Falle eines Unfalls) komplett aus der Verankerung hebt. Wer meint, er könnte mal eben mit ein paar Schrauben aus dem Baumarkt ein paar Möbel in sein Wohnmobil verschrauben ist leider auf dem falschen Weg.
Was ist sonst noch beim Möbelbau zu beachten?
Dei Möbel müssen alle untereinander verbunden werden, damit hier eine zusammenhängende Einheit entsteht. Dann müssen Kanten nur noch abgerundet werden, z.B. mit einer Rundfräse, und schon wäre alles TüV-konform.
Für mich ist das Gewicht von entscheidender Bedeutung. Deshalb werde ich Pappelsperrholz verarbeiten (15 mm) da es eine hohe Belastbarkeit hat und trotzdem ein sehr leichtes Holz ist. Zusätzlich kann man noch vermehrte Lochbohrungen setzen, um Gewicht zu sparen bei gleichbleibender Belastungsstärke.
Wie kann der Beifahrersitz eingetragen werden?
Auch hier ist es nicht einfach, einen geeigneten und zulassungsfähigen Beifahrersitz zu bekommen, da für den Skoolie immer eine Einzelprüfung benötigt wird. Der TüV möchte dazu gerne das Prüfzeugnis des Sitzes inkl der Sitzkonsole und der Dreheinheit sehen. Wenn es das gibt und der Einbau dazu wieder korrekt mit Karosserieschrauben und abgerundeten Unterlegscheiben bzw. passenden Sitzschienen verbaut wird, dann wäre der TüV zufrieden und es gibt die Eintragung in die KfZ-Papiere.
Mögliche Anbieter von TÜV-konformen Sitzen wären:
Was bedeutet bauartgeprüfte Kochgelegenheit?
Im Wohnmobil ist eine festinstallierte Kochgelegenheit Pflicht. Wichtig ist, dass diese Kochgelegenheit für die Innenraumnutzung zugelassen sein muss. Dazu kommen Elektroherde, Gasherd oder neuerdings mit Diesel betriebene Herde in Frage. Gaskocher, wie man sie im Campingshop oder Baumarkt kaufen kann (das sind die Kocher mit Gaskartuschen) sind dafür nicht geeignet. Der Kocher muss eine Zulassung nach DIN1949 (http://wiki.womoverlag.de/index.php?title=Regelwerke_f%C3%BCr_Fl%C3%BCssiggase_-_Propangas) bzw. DVGW G607 haben.
Was begutachtet der TüV bei der Gasanlage?
Zuerst wird ja die komplette Gasanlage einer Gasprüfung unterzogen. Dazu erhält man nach erfolgreicher Überprüfung das gelbe Prüfbescheinigungsheft, welches immer unbedingt aufbewahrt werden muss, Ich möchte im Skoolie gerne einen Gastank verbauen, deshalb wird der TüV natürlich den Einbau bzw. das Anbringen des Tanks unter dem Fahrzeug überprüfen, z.B. ist die Aufhängung korrekt, die Dicke der Stahlbänder ok, etc. Wenn auch das in Ordnung ist, dann hat der TüV ebenfalls keine Probleme mit der Gasanlage.
Wie wird das Gesamtgewicht ermittelt?
Das ist für mich ein sehr wichtiger Punkt, da ich ja die Zulassung bis 7.49to unbedingt einhalten möchte. Das Gesamtgewicht wird durch Wiegen beim TüV ermittelt. Dazu müssen der Frischwassertank und Gastank zu 90% gefüllt sein. Der Fahrer wird mit 75 Kg Gewicht berechnet und der Beifahrer mit 70 Kg. Wenn dann das Gesamtgewicht bei 7200 Kg liegen würde, blieben nur noch 290 Kg für die Zuladung übrig. Und das wäre dann gerade noch so in Ordnung, da man ja auch noch Lebensmittel, Getränke, Kochutensilien, Kleidung, Kabeltrommel, Werkzeug, etc, mitnehmen möchte, und da kommen ja schnell mal 100 Kg zusammen.
Was ist sonst noch zu beachten?
Der TüV wies mich ebenfalls darauf hin, dass der Batteriekasten der Solarbatterie ebenfalls durch den Boden verschraubt werden muss, da der Batteriekasten inklusive der Batterie bei einem Unfall ebenfalls schnell zu einem Geschoss werden kann.
Fazit:
Findest Du, dass dieser Beitrag alle Fragen zur Ummeldung zum Wohnmobil beantwortet, oder habe ich was vergessen? Oder hast Du noch weitere Tipps, die bei der Ummeldung zum Wohnmobil wichtig wären oder hast Du eigene Erfahrungen beim Eintragen als Wohnmobil gemacht?
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PS: Ich kann Dir mit meiner Zusammenfassung des Gesprächs beim TüV keine Garantie geben, dass Du damit auch immer den Anforderungen bei der Ummeldung zum Wohnmobil gerecht wirst. Verstehe es besser als Anleitung, um Deine spezifischen Fragen direkt mit dem TüV zu besprechen.